Ein großes Thema im Leben ist die Frage, wie ich bekomme, was ich mir wünsche: die Kunst der Manifestation.
Es gibt zig Ratgeber und Bücher darüber, wie wir erreichen, was wir wollen. Mein erstes Buch zu diesem Thema war der esoterisch ausgerichtete Klassiker von Bärbel Mohr „Bestellungen beim Universum“, den ich vor vielen Jahren, fast noch als Teenager, gelesen habe. Wie vermutlich viele andere auch, habe ich damals angefangen mir Parkplätze beim Universum zu bestellen, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert hat. Und auch bei anderen Wünschen klappte es mal mehr, mal weniger.
Eine Beobachtung, die ich im Leben jedoch immer wieder machen durfte: entstammte mein Wunsch einem tiefen inneren Gefühl, einer Sehnsucht und der Klarheit, dass es für mich das wirklich richtige ist, dann erfüllten sich diese Wünsche auf fast magische Weise.
Ein Manifestationsbeispiel
Ein Beispiel soll hier meine erste berufliche Ausbildung sein. Ich wollte gerne als Tierarzthelferin ausgebildet werden, ein Berufszweig auf den es deutlich mehr Bewerberinnen als Stellen gab. Mein damaliges Gespräch bei einem Berater des Berufsausbildungszentrums war entsprechend ernüchternd und er riet mir, mich nach alternativen Berufsausbildungen umzusehen.
Das kam für mich überhaupt nicht in Frage. Ich meldete mich beim Arbeitsamt als suchend für einen Ausbildungsplatz. Zusätzlich telefonierte ich eigeninitiativ alle Tierarztpraxen des Umkreises ab. Bei vieren durfte ich eine Bewerbung abgeben, die alle zu nichts führten. Trotzdem war ich nicht bereit aufzugeben. Also überlegte ich einen Plan B, falls es nicht in diesem Ausbildungsjahr klappen sollte, dann würde ich es im Folgejahr erneut probieren. In einer Tierarztpraxis wurde mir ein Praktikumsplatz für vier Wochen angeboten, danach hatte ich mir einen weiteren Praktikumsplatz als Tierpflegerin in einem Tierpark für die restlichen elf Monate besorgt.
Dann kam wider Erwarten per Post ein Ausbildungsplatzangebot über das Arbeitsamt. Wieder schickte ich eine Bewerbung raus. Sie war klassisch angelegt, so wie ich es in der Schule gelernt hatte. Meine Mutter machte mir Mut, mich in der Bewerbung abzuheben und eine Collage beizulegen, bestehend aus einem kleinen Gedicht und einigen Fotos, die mich als Kind und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Tieren zeigten. Mir war eher etwas mulmig, mich so zu zeigen und von dem abzuweichen, wie man es normalerweise macht, aber ich folgte ihrem Rat.
Es folgte die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch (mein erstes) und drei Tage Probearbeiten in der Praxis. Danach hatte ich den Ausbildungsplatz. Es war wie ein 6er im Lotto. Die Collage hat dem Tierarzt übrigens sehr gut gefallen und Neugier auf mich geweckt, ich hätte mich sehr angenehm aus den übrigen Bewerbungen herausgehoben… Danke, Mama!
Auf diese fast magische Weise erfüllten sich auch weitere Herzenswünsche, wie der, mal einige Zeit in einer einsamen Hütte zu leben und auch einen der wenigen Studienplätze zur Online-Redakteurin zu ergattern.
Warum klappt es aber bei so vielen Wünschen nicht, die wir mit uns herumtragen? Warum fährt nicht jeder ein dickes Auto, lebt in einer Villa und hat ein prall gefülltes Bankkonto, gewinnt im Lotto, verwirklicht sich im Traumjob…? Was steht der Manifestation also im Wege?
Unauthentische Wünsche
Unauthentische Wünsche sind wohl der Hauptgrund, warum etwas nicht Wirklichkeit wird. Und mit unauthentischen Wünschen sind jene gemeint, die unser kleiner Geist hat, spirituell ausgerichtete Menschen würden wohl Ego sagen. Jener Teil in uns, der immer alles besser weiß, der die Welt in schwarz und weiß einteilt und überhaupt kein Gefühl für das große Ganze hat, sondern immer unzufrieden ist und endlos Wünsche formuliert, deren Erfüllung ihn immer nur kurzzeitig befriedigen können, bevor schon der nächste auftaucht. Und diese Wünsche ändern sich ständig und lösen sich wie am Fließband gegenseitig ab.
Die Kunst ist es daher, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Für welchen Wunsch brenne ich wirklich und bin bereit alles einzusetzen, um ihn zu erreichen?
Fehlende Vision – können Sie mir sagen, was ich will?
Damit sind wir also schon beim nächsten Punkt, wie Manifestation gelingt: Das Ziel zu kennen und sich voll dafür zu entscheiden.
Zu wissen, was man will und sich zu 100% dafür zu entscheiden, bedeutet gleichzeitig, sich gegen das Gegenteil zu entscheiden und andere Möglichkeiten auszuschließen. Viele Menschen halten aber, meist unbewusst, an den vermeintlichen Vorteilen ihrer aktuellen Situation fest. Sie treffen keine bewusste Entscheidung.
Wer sich gerne viele Möglichkeiten offenhalten möchte, sprich unkonkret bleibt, bei dem kann das Leben nicht liefern, denn es weiß nicht, was es liefern soll. Es braucht also eine gewisse Radikalität im Wünschen, die bewusst das Gegenteil des Wunsches als Option im Leben ausschließt.
Damit dem Leben keine Fragen offenbleiben, muss man fühlen können, was die Erfüllung dieses Wunsches für das eigene Leben bedeutet und wie es konkret aussehen würde.
Um sich darauf einzustimmen, gibt es eine kleine feine Übung: Stelle dir einen Tag in der Zukunft vor, an dem dein Traum schon Wirklichkeit geworden ist. Beschreibe diesen Tag so genau wie du kannst, als wäre er schon Realität und blicke auf die Zeitspanne zurück bis zu diesem Tag und liste auf, was du in dieser Zeit alles erreicht hast. Schreibe es am besten auf.
Vertrauen und Loslassen
„Ich will das, was am besten ist, und ich traue es dem Universum zu, nicht meinem kleinen Gehirn, darüber zu urteilen, was am besten ist und wie man es am besten verwirklichen kann.“
Dieses Zitat von Jed McKenna1 bringt eine weitere Voraussetzung für erfolgreiche Manifestation auf den Punkt. Wenn man sich innerlich klar auf den authentischen Wunsch ausgerichtet hat, heißt es loslassen und vertrauen. Es geht um eine offene Haltung, die nicht schon minutiös vorausgeplant hat, wie sich der eigene Wunsch zu verwirklichen hat.
Wir haben alle ein begrenztes Bewusstsein und können das große Ganze nicht überblicken. Es gilt daher dem Leben das Vertrauen entgegen zu bringen, dass es am besten weiß, wie ein Wunsch zur Wirklichkeit werden kann. Was nicht bedeutet, dass man ab nun die Hände in den Schoß legen kann und nur noch abwarten muss, dass sich alles wie von alleine manifestiert.
Das Leben ist ein kokreativer Prozess, bei dem ich meine Rolle aktiv spielen muss. Daher gilt es die Augen offen zu halten, um zu erkennen, welche Schritte gegangen werden müssen, um mein Ziel zu erreichen.
Mit einer entspannten Grundhaltung können wir die glücklichen Fügungen wahrnehmen und der Entfaltung des Prozesses staunend zusehen und gleichzeitig erschaffend daran mitwirken.
Bereitschaft zum Risiko
Leben ist Risiko. Das lässt sich nicht schönreden und auch nicht kleinreden. Alles was wir im Leben beginnen und machen, kann scheitern. Und sich voll für einen Wunsch einzusetzen, wie authentisch er sich auch anfühlen mag, kann schiefgehen und der Wunsch nicht real werden. Dieses Risiko ist permanent vorhanden.
Man kann natürlich versuchen, sich das mögliche Scheitern und Risiko mit hohlen Phrasen schönzureden. Fakt ist aber, es ist da und es lässt sich nicht wegradieren. Bist du bereit es zu tragen?
Und hier ist der nächste Stolperstein in der Kunst der Manifestation: viele Menschen schaffen es nicht, genügend Mut zu generieren und sind nicht bereit ein Risiko einzugehen. „Safety first“ ist das Credo der Gesellschaft, nur so wird das dann oftmals leider auch nix.
Hieran lässt sich dann auch ganz gut messen, wie wichtig es mir ist.
Wieviel Risiko bin ich bereit zu tragen, damit der Wunsch Wirklichkeit werden kann?
Scheitern durch innere Sabotage
Meistens scheitern wir schon sehr früh im Manifestationsprozess und zwar von innen heraus. Wer kennt sie nicht, die Stimme im Inneren, die unablässig flüstert oder auch brüllt: Du bist nicht gut genug, du hast das nicht verdient, das Glück ist nur für die anderen vorbestimmt, das wird doch eh nichts, du hast das nicht drauf…
Diese inneren Überzeugungen und Glaubenssätze sind meist durch Erfahrungen in der Kindheit entstanden oder wurden von anderen Menschen, oft den eigenen Eltern, übernommen. Sie können jeden Wunsch zu Fall bringen, da wir uns selbst nichts zutrauen. Daher scheitern die meisten Wünsche nicht im Außen, sondern in unserem Inneren, an unseren Sicherheitssystemen, die uns vor erneutem Schmerz bewahren sollen.
Doch welcher Schmerz ist größer: der zu scheitern und sich der Lächerlichkeit preiszugeben oder der Schmerz am Ende eines Lebens, wenn man im Angesicht des Todes erkennt, was man versäumt hat zu leben?
Falls du den zweiten Schmerz mehr fürchtest, dann hilft nur ein gründliches Aufräumen im Inneren: rauswerfen, was überholt ist und nicht mehr benötigt wird, alte Wunden heilen, Verschränkungen mit der Vergangenheit auflösen… Platz schaffen für neue Erfahrungen, Selbstakzeptanz und eine potentialorientierte Lebens- und Herangehensweise.
Das mag anfangs für Unsicherheit sorgen, da wir bereit sein müssen unsere Komfortzone des Altbekannten zu verlassen (siehe mein Beispiel mit der Collage oben), doch mit jedem Schritt, den wir weiter wagen, werden wir Selbstsicherheit und Vertrauen stärken und über uns hinauswachsen. Und irgendwann staunen, zu was wir alles in der Lage sind und was das Leben für uns bereithält, wenn wir offen dafür sind.
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Umsetzen deiner Träume.
1 Jed McKenna „Spirituelle Dissonanz – wie Mensch erwachsen wird“, Omega Verlag, 2007