Ein großes Thema auf Social Media und in den entsprechenden Kursen und Begleitungen: wie kann ich mit meinen Videos viral gehen? Wie erlange ich so viel Aufmerksamkeit, dass meine Views (Anzahl der Ansichten des Videos) durch die Decke gehen? Der Fokus liegt also darauf, dass ein Video von so vielen Menschen wie möglich und besonders häufig angesehen wird. Und dazu gibt es viele Tipps und Empfehlungen.
Warum dieser Fokus gar nicht so sinnvoll ist, darüber möchte ich hier schreiben. Und deinen Blick lieber in eine andere Richtung lenken, der für die berufliche Nutzung von Instagram viel sinnvoller ist.
Beginnen wir mit der Definition von viral: ab wann ein Video als viral zu bezeichnen ist, dazu gibt es keine einheitlichen Werte. Auf Instagram haben kleine Accounts oft nur zwei- bis dreistellige Views ihrer Videos. Und ein kleiner Account ist nach meiner Definition einer mit weniger als ein- bis zweitausend Followern. (Ich gehöre mit meinem Account z.B. dazu 😉)
Hast du einen kleinen Account, mag für dich „viral zu gehen“ schon bedeuten, dass deine Videos vierstellige View-Zahlen erreichen. Richtig virale Videos beginnen meiner Meinung nach erst im fünfstelligen View-Bereich und nach oben hin gibt es natürlich keine Grenze. Es gibt auf Instagram auch Videos mit sechs-, sieben- und achtstelligen Views-Zahlen.
Wenn dein Account bereits Follower im mittleren vierstelligen und unteren fünfstelligen Bereich vorweisen kann, wirst du mit deinem Account langsam für Kooperationen interessant und kannst dich schon Influencerin nennen.
Unterschied Influencer versus Angebotsvermarktung
Wenn du die Absicht hegst, Influencerin zu sein oder zu werden, dann sind Views wichtig für dich. Je mehr Leute deine Videos sehen, umso bessere Bedingungen hast du bei den Verhandlungen für Kooperationen und Werbeeinblendungen in deinen Videos.
Große Firmen wie Lidl oder Penny haben z.B. Influencer-Marketing in ihrem Werbeportfolio und arbeiten mit großen Accounts auf Instagram zusammen. Diese Videos erreichen mindestens sechsstellige Views und können durchaus viral genannt werden. Da geht es dann vor allem um Markenaufbau und Wiedererkennungseffekte.
Um Influencer-Marketing soll es hier aber nicht gehen. Mein Artikel richtet sich an selbständige Menschen, die Instagram in der Hoffnung nutzen, darüber ihre Dienstleistung, Angebote und Produkte zu vermarkten. Und bei dieser Form der Instagram-Nutzung geht es meiner Meinung nach nicht um Views oder nicht nur. Daher lass uns den nächsten Punkt klären: deine Motivation.
Was ist deine Motivation?
Beim Thema „virale Videos“ sollte man erst einmal unterscheiden, zu welchem Zweck das Video erstellt wurde. Denn es gibt einen Unterschied, ob ein Video berufliche Absichten verfolgt oder zu Unterhaltungszwecken erstellt wurde. Und das eine lässt sich mit dem anderen schlecht vergleichen. Das werde ich gleich noch genauer ausführen.
Wenn du Instagram beruflich nutzt, dann ist dein Fokus (oder sollte es sein):
- du zeigst dich und deine Expertise, indem du Wissen teilst, kleine Hacks und Lösungen anbietest und Erfolgsgeschichten teilst, die deinem Angebot zuzuschreiben sind,
- du baust Vertrauen zu deiner Zielgruppe auf,
- du möchtest neue Kunden gewinnen und dein Angebot verkaufen und weist dementsprechend auf dein Angebot hin und
- du baust nach und nach eine Community um dich und dein Thema auf.
Hier wird schon deutlich, nicht jeder, der da draußen auf Social Media unterwegs ist, ist relevant für dich. Denn du benötigst für deine Community ausschließlich Menschen, die an dem Thema interessiert sind, das du im Angebot hast. Und das wird der Großteil der Menschen, die sich auf Instagram tummeln, nicht sein.
Wenn du die Views der Menschen erhältst, die gar nicht an dir interessiert sind, bringt dir das demnach genau nichts. Bestenfalls haben sie sich von deinem Video unterhalten gefühlt, schlimmstenfalls scrollen sie direkt weiter, weil das Thema ihnen nicht die gewünschte Unterhaltung bringt, und die Verweildauer auf deinem Video weist eine schlechte Bilanz zur Viewansicht und Videolänge auf. Deine Videos werden vom Algorithmus als uninteressant eingestuft und seltener ausgespielt…
So erreichst du die richtigen Menschen
Du merkst, es ist viel sinnvoller, den Fokus darauf zu legen, wie du die Richtigen erreichst, als einfach nur viral zu gehen. Wie kann das gelingen?
Mache dem Algorithmus klar, an wen sich deine Beiträge richten. Verwende die passenden Begriffe dafür, aber schreibe für die Nutzer der Plattform nicht für den Algorithmus.
Die Kunst ist es, die Sprache deiner Zielgruppe zu nutzen, damit sie sich abgeholt fühlt. Schaue dich dafür z.B. in den Kommentarspalten auf anderen, erfolgreichen Accounts um, die ein gleiches oder ähnliches Angebot haben wie du. Wie schreiben die Follower in den Kommentaren über ihre Probleme oder Erfolge? Welche Worte verwenden sie? Höre auf das, was dir deine Kundinnen erzählen oder frage aktiv bei Menschen in deinem Umfeld nach.
Arbeite nicht mit Tricks und Effekthascherei, die nur auf Views abzielen und damit die falschen Menschen anziehen. Nimm in Kauf, dass dein Account langsam wächst. Wenn dafür die richtigen Menschen in deinen Orbit kommen, hast du alles richtig gemacht.
Aber natürlich gibt es sie, die Zutaten für virale Videos. Hier sind die wichtigsten davon, die viele der viralen Videos auf Instagram ausmachen. Das lässt sich auch auf andere Social Media Plattformen wie Tiktok oder Facebook übertragen. In vielen Punkten sind sich die Plattformen ähnlich, aber natürlich hat jede auch so ihre Eigenarten.
Bestenfalls erfüllt ein Video ein oder mehrere der folgenden Bedingungen, damit es viral geht:
- Ein Hook/Überschrift, die sofort zieht
- Ein Video, dass in den ersten drei Sekunden auf den Punkt kommt und sofort überzeugt oder gleich zu Beginn so viel Spannung aufbaut, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht
- Es wird ein echter Schmerzpunkt angesprochen und die Lösung präsentiert
- Es präsentiert eine wirkliche Transformation
- Es geht um ein hochemotionales Thema
- Es enthält süße oder tollpatschige Katzen, Hunde oder Babys
- Fast jeder kann über das Video herzhaft lachen
- Die Protagonistin im Video ist jung oder hübsch, vollbusig oder leicht bekleidet oder alles zusammen
- Der Protagonist ist jung, durchtrainiert, gutaussehend und wirkt erfolgreich
- Das Video ist besonders kreativ oder hat witzige Ideen und ist entsprechend gut umgesetzt
- Jemand hat im richtigen Moment die Kamera in der Hand gehalten und einen krassen Moment gefilmt
- Es ist eine berühmte Persönlichkeit zu sehen
Und spätestens jetzt sollte klar sein, dass dir die meisten Zutaten, die virale Videos ausmachen, überhaupt nichts bringen, wenn du Instagram zur Kundengewinnung für dein spezielles Angebot nutzen möchtest.
Richtig virale Videos mit mindestens sechsstelligen View-Zahlen sind in irgendeiner Form für jeden relevant und daher für einen Business-Account kaum erstrebenswert, der spezifische Produkte oder Dienstleistungen verkaufen möchte.
Punkt eins bis vier auf dieser Liste kannst du für deine Videos trotzdem nutzen. Denn damit machst du auch dein Thema sichtbar und kannst Aufmerksamkeit für deine Videos erhalten. Wenn das Thema gut gemacht und relevant ist.
Wenn es dann doch mal passiert und dein Video hat die magische Grenze zu viral durchbrochen, dann wird folgendes nicht lange auf sich warten lassen. Denn für einen Moment stehst du mit deinem Thema im vollen Rampenlicht und vor deiner Bühne tummeln sich nicht mehr nur Freunde, Fans und Familie.
Wenn eines deiner Videos durch die Decke geht, kannst du davon ausgehen, dass dir das nicht nur Jubel, sondern auch blöde Kommentare einbringen wird. Vor allem dann, wenn du ein kontroverses Thema gesetzt hast, um mit deinem Video Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Jetzt wird sich zeigen, wie fest du wirklich im Sattel sitzt. Stehst du zu dir und deinem Angebot? Hast du eine klare Haltung? Vertraust du dir selbst? Kannst du mit Gegenwind umgehen? Falls du jetzt ein mulmiges Gefühl bekommst, dann lies unbedingt auch hier noch weiter: Vom Umgang mit negativen Kommentaren auf Social Media
Vielleicht bringt dir das virale Video auch einige neue Follower. Kommen sie nur wegen diesem einen Video und du lieferst nicht in der gleichen Art und Weise nach, dann sind sie auch schneller wieder weg, als du gucken kannst. Und das ist gut so. Denn wie schon erwähnt, für deinen beruflichen Erfolg sind nur die Follower interessant, die wirkliches Interesse an deinem Gesamtthema und Angebot haben und nicht nur an einem viralen Video. Und bestenfalls werden sie irgendwann zu zahlenden Kunden oder unterstützen dich in anderer Weise beruflich.
Und ja, natürlich kannst du diesen Moment der ungeteilten Aufmerksamkeit auch einfach mal genießen, den dir das virale Video gebracht hat. Du hast offenbar ziemlich viel richtig gemacht. Und jetzt justiere nach.
Kennzahlen, auf die du achten solltest
Views sind das eine. Aber es gibt auch noch andere Kennzahlen auf Instagram, die dir noch viel mehr über den Erfolg deines Videos verraten. Wenn du einen Business- oder Creator-Account auf Instagram nutzt (und das solltest du, wenn du professionell auf Instagram unterwegs sein willst), dann verraten dir die Insights mehr darüber. Sie sind unter jedem Beitrag und Video oder in deinem Profil zu finden.
Verweildauer
Die Verweildauer gibt an, wie lange Menschen dein Video durchschnittlich betrachtet haben. Je höher dieser Wert ist, umso besser. Dein Video dauert 15 Sekunden und die durchschnittliche Verweildauer beträgt 10 Sekunden? Gratuliere. Das ist ein richtig guter Wert.
Je länger deine Videos dauern, umso größer wird der Unterschied zwischen Videolänge und Verweildauer sein. Seien wir ehrlich, die meisten Menschen kommen auf Instagram, um sich berieseln zu lassen. Lustige kurze Videos haben am ehesten die Chance, bis zu Ende geschaut zu werden. Ein längeres Erklärvideo muss schon genau von den richtigen gefunden werden, die mit Zeit und Aufmerksamkeit das ganze Video ansehen. Daher wird das Verhältnis nicht so günstig ausfallen. Experimentiere mit Videolängen und überprüfe die Verweildauer und schaue, ob sich etwas verändert. Nutze eine Kombi aus kürzeren Videos und guter Caption, um die Leute länger zu halten und dem Algorithmus zu signalisieren, dass du hier besonders guten Content bietest.
Follower versus Nicht-Follower
Je nachdem was du erreichen möchtest, wird das Verhältnis zwischen Followern und Nicht-Followern interessant. Wenn dein Fokus auf Reichweitenaufbau liegt, behalte den Wert der Nicht-Follower im Blick. Er sagt aus, an wie viele Nicht-Follower der Algorithmus deine Inhalte ausgespielt hat. Wenn du neue Follower gewinnen möchtest, sollte dieser Wert höher sein. Du erreichst das am besten über Videos, also Reels.
Teilen
Ob dein Video erfolgreich war, kannst du daran erkennen, wie oft es geteilt wurde. War es ein gutes, relevantes (aber auch unterhaltsames) Video, wird es gerne an andere verschickt. Wenn dieser Wert bei dir steigt, dann hast du sehr vieles richtig gut gemacht.
Speichern
Neben dem Teilen-Wert ist auch die Kennzahl Speichern ein wichtiger Wert. Wird dein Beitrag oder Video gespeichert, war er für jemanden so relevant, dass er es wiederfinden möchte. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass dir ein Beitrag gut gelungen ist.
Likes (Herzchen)
Herzchen für einen Beitrag oder ein Video zu bekommen, ist sowohl ein kleiner Ego-Schmeichler, als auch der Hinweis an den Algorithmus, dass da etwas gut angekommen ist. Trotzdem solltest du den Erfolg deines Beitrags nicht nur an den Likes festmachen.
Viele Menschen interagieren nur selten. Da sagt die Verweildauer mehr aus als die vergebenen Herzchen. Du darfst deinen Beiträgen übrigens auch gerne selbst ein Herzchen schenken. Wer sollte deine Beiträge besser finden, wenn nicht du selbst?
Kommentare
Kommentare sind immer gut. Zum einen halten sie die Nutzer lange auf der Plattform, was der Algorithmus mag, zum anderen erfährst du darüber direkt, was gut angekommen ist und warum (oder auch nicht gut angekommen ist). Der Austausch über die Kommentare fördert die Community-Bildung. Nimm dir die Zeit auf jeden Kommentar zu reagieren und stoße den Austausch auch selbst an, in dem du den ersten Kommentar unter deinem eigenen Beitrag selbst setzt und mit einer Frage andere einlädst, sich zu beteiligen.
Wenn dir jemand seine Zeit schenkt und sich die Mühe macht einen Kommentar zu schreiben, dann hast du es entweder mit einem richtigen Follower zu tun, der wegen dir und dem was du tust da ist oder du hast mit deinem Beitrag etwas in ihm in Bewegung gebracht. Getriggert könnte man auch sagen und das kann positiv und negativ gemeint sein. Beides ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass deine Beiträge Wirkung haben.
Erwähnungen
Dann kann es auch noch sein, dass dein Beitrag Erwähnung von anderen findet. Was ein Hinweis darauf ist, dass er besonders gut und damit erwähnenswert war. Oder er wird als Anlass für Gegenmeinungen verwendet.
Wer guten Content macht, zieht aber auch schon mal Neider an, die im Fahrwasser mitschwimmen wollen und den Content einfach kopieren. Hier kann man aber regelmäßig beobachten, dass zwar die geklauten Inhalte gute Viewzahlen bringen, die eigenen Themen des Accounts aber weiterhin schlecht abschneiden. Keine gute Strategie.
Und damit komme ich zum Schluss dieses Artikels. Wenn du etwas für dich mitnehmen konntest, dann lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. Teile auch gerne deine eigenen Erfahrungen in den Kommentaren.
Ich wünsche dir viel Erfolg auf Instagram. Und falls Social Media nicht deine bevorzugte Bühne ist oder du insgesamt noch nicht so richtig weißt, welcher Weg in die Sichtbarkeit deiner sein könnte, dann schreib mir gerne: post@derwegindeinekraft.de