Der erste Schritt, den man machen muss, wenn man sichtbar werden möchte, ist…
Wenn du das wissen willst, dann nimm dir einen Moment Zeit und lies den Artikel. Er ist etwas länger geraten, daher trennt sich hier die Spreu vom Weizen, bzw. oberflächliches Interesse von wirklichem Veränderungswillen. Wenn du bereit bist und es wirklich wissen willst, et voilà, hier geht es weiter:
Sichtbar werden: Der erste Schritt in die Sichtbarkeit
Dein erster Schritt – noch vor der Technik, Strategie, Redaktionsplan usw. – ist:
die Entscheidung und Bereitschaft dazu, sichtbar werden zu wollen.
So einfach und doch so schwer ist das.
Wenn du jetzt ein bisschen enttäuscht bist, weil dir diese Antwort zu simple erscheint, dann bleibe dran, denn jetzt gehen wir etwas tiefer in die Materie und das wird spannend.
Das Eisberg-Modell
Die Psychologie bedient sich des sogenannten Eisberg-Modells. Das besagt, dass uns nur etwa 1 bis 20 Prozent unseres Bewusstseins wirklich bewusst zur Verfügung stehen. Der weitaus größte Teil ist unbewusst.
Das, was man bei einem Eisberg oberhalb der Wasserfläche sieht, repräsentiert in diesem Modell das bewusste Wollen und Wünschen, das bewusste Wahrnehmen von Gedanken und Gefühlen und unser abrufbares Wissen in Form von Zahlen, Daten und Fakten.

Der weitaus größere Teil des Eisbergs, der sich unterhalb der Wasseroberfläche befindet, repräsentiert die große Summe des Unbewussten. Hier befinden sich unser automatisierten Verhaltensweisen und Muster, über die wir nicht mehr nachdenken und sie daher auch nicht in Frage stellen. Dieser Teil bildet die Summe all unserer gespeicherten Erfahrungen ab, ob schöne oder unschöne, unsere Prägungen, Traumata, Verdrängtes, kollektive Themen und auch das Bauchgefühl ist dort angesiedelt.
Die Begriffe Unterbewusst und Unbewusst werden im alltäglichen Sprachgebrauch synonym verwendet (und auch ich nutze die Begriffe oftmals synonym in meinen Texten). Streng genommen wird hier aber noch mal unterschieden: Das Unterbewusste (auch Vorbewusste) ist der Bereich des Bewusstseins, der zwar nicht bewusst wahrgenommen wird, aber durch Techniken oder Reflexion zugänglich gemacht und damit wieder bewusst werden kann. Das Unbewusste ist der tiefliegendere Teil, auf den wir keinen direkten Zugriff haben. In diesen Bereich gehören zum Beispiel auch unbewusst ablaufende Körpervorgänge wie der Herzrhythmus oder Reaktionen des Nervensystems. Gleichwohl nimmt das Unbewusste maßgeblich Einfluss auf unser Fühlen, Denken und Erleben. Und da stellt sich natürlich folgende Frage:
Wer regiert unser Leben?
Wenn wir uns im Eisberg-Modell das Verhältnis von Bewusst und Unbewusst anschauen, kann es auf diese Frage eigentlich nur eine Antwort geben.
Der bewusste Anteil mit seinen mickrigen paar Prozent wird es wohl kaum sein. Der heimliche Regent ist stattdessen das Unbewusste. Dort sind auch unsere Grundprogramme gespeichert:
- Ich bin nicht gut genug.
- Ich bin es nicht wert.
- Ich kann/darf das nicht.
- Perfektionismus, Kleinhaltung, Familienthemen, Prägungen…
Und diese unbewussten Themen stehen deinem Wunsch nach Sichtbarkeit unter Umständen (ich prophezeie: sehr häufig) gegenüber und haben da eine ganz andere Meinung zu als du.
Und jetzt? Wenn du jetzt anfängst und erste Schritte in Richtung Sichtbarkeit machst, werden diese unbewussten Anteile in dir aktiv und arbeiten gegen deine Pläne.
Dann wirst du plötzlich ganz unsicher und fängst vielleicht an zu grübeln, ob das, was du da gerade tun willst, wirklich gut ist? Ob der Text nicht doch noch lieber eine Korrekturschleife benötigt? Ob man das wirklich so sagen oder schreiben kann? Ob das Video nicht besser noch mal gedreht werden sollte, weil das Licht nicht richtig stimmte? Vielleicht fühlt sich der Moment gerade auch irgendwie nicht so richtig passend. Und eigentlich bist du gerade sowieso unfassbar müde oder auf deiner Todo-Liste stehen noch so viele andere Dinge, die du jetzt eigentlich auch dringend machen solltest. Ist das Bad eigentlich schon geputzt…?
Kennst du?
Das sind deine inneren Wächter, die alles aufgefahren haben, damit du nicht in die Umsetzung gehst. Und das tun sie nicht, um dich zu ärgern, sondern um dich zu schützen. Sie wittern Gefahr, überwältigende Gefühle, Ablehnung, Wiederholung von unschönen Erlebnissen…
Zu den inneren Wächtern kannst du hier mehr lesen: Selbstsabotage: Wenn die inneren Widersacher den Ton angeben und was du dagegen tun kannst.
Was kannst du nun tun?
Helfen Positive Affirmationen?
Sich jetzt einfach vom Gegenteil überzeugen zu wollen, wird wenig bringen. Und wenn du schon mal von positiven Affirmationen gehört hast und diese als Gegenmittel nutzen möchtest: vergiss es, sie bringen in der Regel überhaupt nichts.
Natürlich kannst du mit deinen Gedanken arbeiten und dir immer wieder das Gegenteil erzählen. Das mag auf Dauer auch eine gewisse Wirkung erreichen, aber so richtig tief lassen sich deine unbewussten Anteile nicht davon beeindrucken.
Trotzdem kannst du etwas tun.
Eine Entscheidung treffen – ich werde sichtbar
Warum möchtest du sichtbar werden? Vermutlich weil du ein Produkt oder eine Dienstleistung oder eine wichtige Botschaft mit der Welt teilen und dafür gerne Aufmerksamkeit bekommen möchtest.
Und wenn du selbständig bist oder werden möchtest und damit dein Geld verdienst, ist es auch sehr wichtig, dass du von anderen wahrgenommen wirst. Und zwar besonders von denen, die Interesse an deinem Angebot haben und potentielle Käufer sind. Du hast also gute Gründe, warum du trotz aller inneren Widerstände sichtbar werden solltest.
Triff daher bewusst deine Entscheidung, dass du sichtbar werden willst. Diese Entscheidung ist der erste Schritt. Von da aus geht es weiter.
Schreibe dir ruhig auf, was deine Gründe sind, dich in die Sichtbarkeit zu wagen. Und lasse den Zettel griffbereit liegen, um dich ggf. daran zu erinnern, wenn es gerade schwierig wird.
Denn wenn du dich nicht bewusst für Sichtbarkeit entscheidest, wirst du entweder gar nicht erst anfangen oder so zaghaft sein, dass du mit deinen Beiträgen unsichtbar bleibst.
Und dann:
Erfahrungen sammeln!
Deine inneren Wächter wirst du nicht überzeugen, wenn du nur über Sichtbarkeit nachdenkst, Affirmationen runterbetest oder an Blockaden herumdokterst. Das mag begleitend seine Berechtigung haben. Aber wirkliche Veränderung erfährst du nur, indem du neue, sichere Erfahrungen kreierst. Indem deine inneren Wächter merken, dass nichts Schlimmes passiert, wenn du auf den Veröffentlichen-Button gedrückt hast.
Und je öfter du das tust, umso besser wird es dir gelingen. Denn Sichtbarkeit ist wie ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden will, damit er wachsen kann.
Fang einfach an. Sehr schnell wirst du über das Tun merken, wo deine limitierenden Programme sitzen und wie sie heißen.
Die Kunst ist es dann, in so kleinen Schritten dranzubleiben, dass dein System immer wieder genügend Zeit hat, die Erfahrung zu integrieren und nicht völlig auszurasten. Der Schlüssel hierzu lautet: Nervensystemregulation. Dazu kannst du hier mehr lesen: Warum Veränderung so schwer fällt und was das Nervensystem damit zu tun hat
Wenn wir stattdessen zu viel auf einmal wollen, landen wir in der Überforderung. Und in diesem Zustand wird unser System nur in seiner Annahme bestätigt, dass es gefährlich ist und uns schadet, sichtbar werden zu wollen und in logischer Konsequenz den Widerstand erhöhen.
Eine gute Möglichkeit, in einem sicheren Umfeld zu üben, ist übrigens ein Mentoring. Am besten in einer Gruppe, wo du mit anderen Gleichgesinnten trainieren kannst, dich aber in einem Safe Space befindest.
Übung: Wo stehe ich gerade?
Wenn du diesen Artikel nur aus Neugier gelesen hast oder vielleicht gar nicht so richtig weißt, wo du bei dem Thema gerade stehst, dann probiere doch mal diese Übung hier aus.
Wahrnehm-Übung
Stelle dich hin, schließe deine Augen und stelle dir folgendes vor:
Du stehst auf einer Bühne, das Spotlight geht an und hunderte Augen blicken auf dich.
Wie fühlst du dich? Was passiert in deinem Körper? Was passiert mit deiner Atmung? Will der Körper eine Bewegung ausdrücken? Tauche ganz in diese Wahrnehmung ein und spüre den Impulsen nach. Bewerte oder interpretiere das Wahrgenommene nicht, lass es einfach wirken.
Nun hast du eine erste Antwort dazu, wie dein System zum Thema Sichtbarkeit steht.
Der zweite Schritt: wie Sichtbarkeit trotzdem gelingt
Vielleicht hast du gerade bei der Fühlübung gemerkt, dass da noch ganz schön viel Unwohlsein in dir steckt, wenn du dir vorstellst, wie du sichtbar bist.
Wie ich weiter oben bereits geschrieben habe, ist es trotzdem wichtig, sich zu trauen. Denn der zweite Schritt nach dem ersten (der Entscheidung) lautet: Fang an.
Wie könnte dieses Anfangen aussehen?
Suche dir zum Beispiel einen Social Media Plattform aus, die dir zusagt und die du vielleicht eh schon passiv nutzt. Du kannst einfach mal bewusster darauf achten, wie andere es machen. Also nicht nur die Inhalte zu konsumieren, sondern darauf zu achten, wie sie gestaltet sind, wie die Texte aufgebaut sind, wo du hängen bleibst, wo du weiterscrollst. All das vermittelt dir ein erstes Gefühl dafür, wie gute Inhalte gemacht sind. Lass dich inspirieren ohne zu kopieren. Und vermeide es, ins Vergleichen zu kommen, das zieht nur runter.
Und dann schnapp dir eins deiner Themen und gestalte selbst einen Beitrag. Vergiss für den Moment Strategie, vergiss am Anfang alle Tipps dazu, wie „man“ es macht. Und schaue einfach, was aus dir selbst heraus in die Welt kommen möchte. Optimieren, nachjustieren und strategisch vorgehen, kannst du später immer noch. Aber wenn deine größte Hürde sein sollte, überhaupt mit dem ersten und zweiten Schritt zu starten, dann lasse all diese Dinge einfach beiseite und erstelle überhaupt erst mal etwas, um anzufangen.
Mache Social Media zu deiner persönlichen Spielwiese, auf der du dich austoben darfst und wo du deinen Impulsen folgst. Es braucht keine Perfektion. Es braucht dich: pur, klar, authentisch, ehrlich und ohne Filter.
Denn letztlich ist es doch so: Kunden kommen zu dir, weil sie dich fühlen können und mit deiner Persönlichkeit in Resonanz gehen. Dafür musst du deinen persönlichen Stil aber erst mal entwickeln können. Das geht nur durch Ausprobieren. Und gelingt auch nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit.
Wenn du zudem auch Angst vor möglichen Reaktionen hast, dann empfehle ich dir noch diesen Artikel zur Vorbereitung: Vom Umgang mit negativen Kommentaren auf Social Media
Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg in die Sichtbarkeit. Erzähle gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen.