Google AI Mode: lohnt sich Bloggen überhaupt noch?

In ein paar Wochen ist ein Kurs bei der VHS angesetzt, den ich halten darf: „Blog als Erfolgsstrategie: Sichtbarkeit und Kundenbindung aufbauen“. Auch wenn ich die Inhalte erst kurz vorher fertigstellen werde, nehme ich mir einen Moment, um ein paar Gedanken festzuhalten. Während ich erste Notizen für die Kursinhalte mache, flattert über ein Blog-Abo der neueste Artikel von Judith Peters in mein Postfach und lenkt meine Aufmerksamkeit ab.

Der Titel des Artikels lautet „Bloggen in der Post-Google-Ära: Der Klick ist tot, lang lebe der Blog!„. Ich beginne sofort zu lesen und denke erst einmal, scheiße, warum soll ich eigentlich einen Blog-Kurs geben?

Warum ich mich das frage?

Der Google AI Mode kommt

Der ein oder die andere wird es schon bemerkt haben, in der Google-Suche tauchen seit einiger Zeit oberhalb der klassischen Suchergebnisse kurze, KI-generierte Zusammenfassungen auf.

Und Google hat eine KI-Neuerung eingeführt, den Google AI Mode, der seit Oktober 2025 offiziell auch über Deutschland ausgerollt wird.

Die bisherige schon sichtbare KI-Zusammenfassung lässt sich in diesem Modus, wie bei ChatGPT, mit weiteren Fragen verfeinern, die ganze Google Suche spielt sich dann nur noch im KI-Modus ab, basierend auf dem Google hauseigenen KI-Modell Gemini.

Dein persönlicher KI-Assistent

So praktisch diese Zusammenfassungen auch sind und zeitsparend für den schnellen Überblick zu einem Thema, für mich fallen sie unter die Kategorie „Betreutes Denken“. Denn schließlich ist es die KI, die jetzt vorgibt, wie eine Antwort lautet. Sie nimmt uns den ganzen Rechercheweg und das eigenständige Denken und Abwägen ab. Wir brauchen nur noch konsumieren. (Und ja, ich konsumiere sie durchaus auch 😉)

Dieser AI Mode soll so weit gehen, dass er zu einem individuell auf den einzelnen Nutzer abgestimmten Assistenten ausgebaut wird, der unsere vorherigen Suchanfragen, den Standort, Kalendereinträge und GMail-Unterhaltungen berücksichtigt, um uns bestmöglich mit Informationen zu versorgen und sogar Buchungen z.B. für einen Restaurant-Sitzplatz vorzunehmen. Natürlich in einem exakt auf deine Geschmacksvorlieben ausgerichtetem Restaurant.

Was das für die Blogs dieser Welt bedeutet

Ja, das mag praktisch sein, aber langfristig fatal. Und für die zig Blogs auf dieser Welt eine Katastrophe, die zwar das Wissen für die Antworten der KI kreieren, aber nun gänzlich leer ausgehen, weil kaum einer mehr auf die Quelle klickt, die hinter der KI-Antwort steckt.

Business-Modelle, die über Klicks funktionieren, können jetzt einpacken. Das betrifft nicht nur kleine Blogs von Einzelunternehmen, sondern auch Verlagshäuser und Unternehmen, die ihre Werbeanzeigen auf der Basis von Einblendungen verkaufen. Wir dürfen also auf die ersten Rechtsstreitereien gespannt sein, die sicherlich kommen werden.

Direkte Umsätze über Klicks sind bei meinem Blog zwar nicht das Geschäftsmodell, aber natürlich brauche ich Menschen, die mich über meine Artikel finden und dann beschließen, dass sie mit mir zusammenarbeiten möchten. Was also tun?

Es geht weiter, halt anders

Judith Peters hat in ihrem Artikel direkt einige Lösungswege aufgezeigt und ich liebe sie für ihren ungebrochenen Optimismus und ihre Tschakka-Mentalität. Und sie ist nicht die Einzige, die bereits neue Wege aufzeigt. Stehenbleiben ist halt keine Option.

So lese ich noch einen weiteren Artikel zum Thema, von Jane von Klee, der in Judiths Artikel verlinkt ist und der auch sehr optimistisch bleibt.

Danach ist für mich klar, ich werde den Blog-Kurs trotzdem anbieten und ihn an die neuen Begebenheiten anpassen. Für mich heißt es: jetzt erst recht. Das mag sich etwas trotzig anhören. Aber letztlich ändern sich nur mal wieder ein bisschen die Spielregeln und auch nicht alle.

Schütze ein wertvolles Gut: dein Denken

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal meinen Zeigefinger heben. Ich weiß, KI ist gekommen, um zu bleiben. Dennoch lade ich dazu ein, (selbst)kritisch zu bleiben. Wo ist Unterstützung durch KI wirklich hilfreich und wo beginnt sie, schädlich für uns zu werden?

Ein Beispiel, hier sehr spannend zusammengefasst von Business Punk: Der Preis für die Effizienz bei der Texterstellung durch KI ist laut einer Studie von MIT-Forschern, dass wir kognitive Fähigkeiten verlieren.

Auch wenn man nicht pauschal behaupten kann, dass KI dumm macht, so konnten die Forscher mittels Hirnstrommessungen nachweisen, dass die Gehirnaktivität umso mehr nachlässt, je mehr technische Hilfsmittel bei der Texterstellung genutzt wurden (verglichen wurde das Texten ohne Hilfsmittel, mit der einfachen Google Suche und mit Nutzung von KI). Und die zuständigen neuronalen Netzwerke blieben auch Monate später noch unteraktiviert.

Das Fazit des Artikels: KI nur zur Ergänzung nutzen, aber nicht als Ersatz für eigene Leistungen.

Zu diesem Ergebnis bin ich vor ein paar Monaten ebenfalls gekommen, als ich in dem Artikel „Bloggen mit KI“ der Frage nachging, inwieweit man sich Texte von ChatGPT schreiben lassen soll. Allerdings ganz ohne Studie, stattdessen vor allem mit Bauchgefühl und eigenen Erfahrungen 😂
Schön, dass mein Bauchgefühl nun eine wissenschaftliche Untermauerung erhalten hat.

Der Artikel von Business Punk empfiehlt übrigens, regelmäßig KI Detox zu betreiben, um komplexes, kreatives und lösungsorientiertes Denken zu erhalten. Ich bin ganz dafür. Und mache es direkt vor: dieser Artikel hier ist gänzlich ohne KI entstanden.

Dafür habe ich meinen ersten Schreck über die heranrollende Veränderung durch den kreativen Schreibprozess auflösen können und kann nun gestärkt an meinen Kursinhalten weiterarbeiten. Tschakka.

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