Wenn du etwas in deinem Leben verändern möchtest, verlässt du vertrautes Terrain. Das fühlt sich oft unsicher an und auf Unsicherheit reagiert dein Körper augenblicklich. Genauer gesagt, dein autonomes Nervensystem. Denn es hat eine zentrale Aufgabe: dein Überleben zu sichern.
Und sobald Veränderung droht, so sinnvoll sie auch sein mag, fährt dein System alles auf, was ihm zur Verfügung steht, um dich zu schützen. Gut gemeint, aber oft genau das, was dich an Veränderung hindert. Sie kann dennoch gelingen!
Dein Nervensystem vergisst nichts
Dein Nervensystem gleicht jede neue Situation mit früheren Erfahrungen ab – besonders mit solchen, in denen du dich bedroht, überfordert oder machtlos gefühlt hast. Diese Erinnerungen sind oft implizit gespeichert, das heißt, dir ist gar nicht bewusst, dass etwas in deiner Umgebung dich gerade an „damals“ erinnert.
Und wehe, da ist etwas, das dein System an vergangene Unsicherheit erinnert…
Dein Nervensystem wird sofort das Ruder übernehmen. Je nachdem, welche Schutzstrategie es früher gelernt hat, wirst du:
- das Neue bekämpfen,
- davor flüchten,
- oder erstarren und dich innerlich abschalten.
Diese Reaktionen – Kampf, Flucht oder Erstarrung – sind tief in uns verankert und entstammen unseren evolutionären Überlebensmechanismen. Das Nervensystem unterscheidet in diesem Moment nicht, ob du wirklich in Gefahr bist oder ob „nur“ alte Erinnerungen aktiviert werden. Es reagiert rein auf die empfundene Bedrohung.
Warum gute Vorsätze oft scheitern
Kennst du das? Du hast eine große Idee, willst etwas in deinem Leben wirklich verändern – und kurz darauf scheinst du dir selbst im Weg zu stehen.
Du warst gerade noch hochmotiviert, aber dein System hat andere Pläne und das Gewohnte scheint plötzlich gar nicht mehr so schlimm zu sein. Und dann:
- Meldet sich der innere Kritiker: „Das wird sowieso nichts.“
- Du beginnst zu zweifeln oder redest deine Pläne schlecht.
- Du wirst auffällig müde oder unkonzentriert, genau dann, wenn du loslegen willst.
- Du schiebst alles auf, lenkst dich ab, verlierst den Faden.
- Oder du wirst emotional überschwemmt: Traurigkeit, Stress, innere Leere, Panik – oder du fühlst gar nichts mehr.
Das sind keine Zeichen von „Schwäche“ oder „Selbstsabotage“, sondern Schutzreaktionen deines autonomen Nervensystems. Es hat übernommen, in dem Versuch, dich vor erneuter Gefahr zu bewahren.
Überlebensstrategien lassen nicht einfach locker
Vielleicht hast du in einem unsicheren Umfeld gelernt, dich anzupassen, Gefühle zu unterdrücken, immer wachsam zu sein oder deine Bedürfnisse zu ignorieren. All das sind Überlebensstrategien, die dir einmal geholfen haben, durch schwierige Zeiten zu kommen.
Nur, heute brauchst du sie vielleicht nicht mehr, aber sie laufen trotzdem automatisch ab.
Wie eine zweite Haut liegen sie über deiner Persönlichkeit. Du denkst vielleicht, du bist so: nicht diszipliniert genug, nicht gut genug, nicht wertvoll genug. Doch das stimmt nicht.
Diese Strategien waren einmal überlebenswichtig. Sie haben dich geschützt. Und gerade weil sie so früh und so oft gebraucht wurden, fühlen sie sich heute wie ein Teil von dir an. Sie gehen nicht einfach weg, aber sie lassen sich verstehen, würdigen und integrieren.
Veränderung braucht Geduld – und ein Gefühl von Sicherheit
Echte Veränderung ist selten ein linearer Weg. Sie erfordert Geduld, Ausdauer – und vor allem: Verständnis für dich selbst und dein System. Es geht darum, Sicherheit im Unsicheren zu schaffen. Denn jede Veränderung bringt eine Phase des Dazwischen mit sich:
Das Alte passt nicht mehr.
Das Neue ist noch nicht da oder fühlt sich ungewohnt und bedrohlich an.
Und genau hier liegt der Schlüssel: Mache es dir bequem im Unbequemen.
Lerne, dich selbst durch diese Übergangsphasen zu begleiten. Nicht, indem du dich zwingst – sondern indem du dein Nervensystem regulierst.
Das Zauberwort heißt Nervensystemregulation
Nervensystemregulation bedeutet, bewusste Wege zu finden, um dein System aus einem Stress- oder Alarmzustand zurück in Sicherheit und Verbindung zu bringen. Du lernst, wahrzunehmen: Wo stehe ich gerade? Was brauche ich, um wieder in einen Zustand von Ruhe und Offenheit zu kommen?
Mit diesem Wissen kannst du Veränderung in kleinen Schritten gestalten, statt dich zu überfordern oder einen neu eingeschlagenen Weg wieder abzubrechen. Mit Hilfe von Nervensystemregulation kannst du den natürlichen Prozess von Loslassen und Neubeginn begleiten – manchmal poetisch auch als „Stirb-und-Werde-Prozess“ beschrieben.
Das braucht Zeit und Geduld, aber es ist möglich. Und es lohnt sich.
Mehr über Nervensystemregulation erfahren
Nervensystemregulation ist ein absolut spannendes Thema. Es lohnt sich, mehr darüber zu erfahren – gerade, wenn du etwas in deinem Leben verändern möchtest. Denn nachhaltige Veränderung gelingt nicht gegen dein System, sondern nur mit ihm.
Wenn du tiefer einsteigen willst, findest du hier einige wertvolle Kanäle auf Instagram, die fundiertes Wissen und praxisnahe Impulse zu diesem Thema bieten:
Ich werde nach und nach auch hier im Blog noch mehr zu dem Thema veröffentlichen, weil ich es einfach super wichtig finde.
In diesem Artikel findest du z.B. Tipps, wie du mit deinen inneren Saboteuren aka Überlebensmechanismen umgehen kannst.