Innere Bilder nutzen – Visualisierung versus Realitätsflucht

Stell dir vor, du sitzt mit geschlossenen Augen da und malst dir aus, wie du selbstbewusst auf einer Bühne stehst, deine Botschaft klar und überzeugend vermittelst. Du spürst die Energie, die Begeisterung – als wäre es real. Dieses mentale Bild kann mehr sein als nur ein schöner Tagtraum: Es kann ein kraftvolles Werkzeug sein, um Veränderung zu ermöglichen. Oder auch, um innere Kraftquellen anzuzapfen.

Hier schreibe ich darüber, wie du deine Phantasie gezielt einsetzen kannst, um diese inneren Ressourcen zu aktivieren, zum Beispiel mit Hilfe von Phantasiereisen.

Was genau ist Visualisierung?

Visualisierung bezeichnet die bewusste Vorstellung innerer Bilder, Szenen oder Abläufe, mit dem Ziel, einen bestimmten Zustand zu erreichen oder zu verankern. Man „übt“ also im Kopf – aber mit echtem Effekt.

Besonders im Leistungssport, in der Psychotherapie, im Coaching oder in der Schmerzbehandlung ist Visualisierung längst mehr als ein nettes Extra. Studien zeigen, dass Visualisierung auf neuronaler Ebene ähnliche Reaktionen auslöst wie die reale Ausführung einer Handlung. Das Gehirn unterscheidet nicht so streng zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, wie wir oft denken. Darüber habe ich auch hier schon geschrieben.

Was passiert im Gehirn?

Wenn wir uns intensiv etwas vorstellen, werden viele der gleichen Gehirnareale aktiviert, die auch bei der tatsächlichen Handlung beteiligt sind. Beispielsweise feuern beim mentalen Üben einer Bewegung ähnliche motorische Netzwerke wie beim echten Tun.

Das gilt auch für emotionale Zustände: Wer sich innerlich in Sicherheit, Freude oder Gelassenheit versetzt, löst auch körperlich messbare Entspannungsreaktionen aus.
Visualisierung kann also Brücken bauen – zwischen Innen und Außen, zwischen Wunsch und Handlung, zwischen Idee und Realität.

Bewusste Visualisierung vs. Flucht in Phantasiewelten

So hilfreich Visualisierung sein kann – es braucht auch ein wachsames Auge auf den feinen Unterschied zwischen bewusster innerer Arbeit und unbewusster Vermeidung.

Während Visualisierung gezielt eingesetzt wird, um zu stärken, zu regulieren oder innere Klarheit zu schaffen, kann das Abschweifen in Phantasiewelten auch eine Schutzstrategie sein. Oft eine sehr alte – aus Kindheitstagen. In belastenden Phasen war der Rückzug ins Kopfkino manchmal das Einzige, was Halt gegeben hat.

Und das ist völlig okay. Aber wenn Phantasie zur Dauerflucht wird, ohne dass sie dich wieder in Verbindung mit dir selbst oder deiner Umwelt bringt, dann zieht sie dir letztlich Kraft statt dir welche zu geben.

Die bewusste Frage lautet daher: Dient mir dieses innere Bild? Führt es mich näher zu mir – oder lenkt es mich dauerhaft von mir ab?

Phantasiereisen: Visualisierungen, die nähren

Eine besonders wirkungsvolle Form der Visualisierung sind Phantasiereisen. Sie bieten einen sicheren Raum, um sich innerlich zu regulieren, mit Gefühlen in Kontakt zu kommen und Ressourcen zu aktivieren.

Dabei werden gezielt positive Bilder aufgebaut – zum Beispiel ein sicherer Ort, ein heilender Raum oder eine Begegnung mit dem Inneren Kind. Die Stimme führt, das Gehirn folgt. Und oft löst sich innerlich etwas, wird weicher, leichter, klarer.

Ich habe selbst zwei Phantasiereisen entwickelt, die dich genau dabei unterstützen können: Gehalten sein – Phantasiereisen für das Innere Kind.

Ob du dich nach Geborgenheit sehnst oder innere Stärke aktivieren möchtest – diese Reisen laden dich ein, wieder mehr in Kontakt mit deinem inneren Erleben zu kommen. Sie führen dich zu deinen eigenen mütterlichen und väterlichen Qualitäten und du kannst sie so als Kraftort für dich aktivieren.

Probiere es aus

Visualisierung ist kein esoterischer Trick, sondern ein neuropsychologisch fundiertes Werkzeug, das du ganz praktisch nutzen kannst. Sie entfaltet dann ihre Kraft, wenn du ihr mit Achtsamkeit und Klarheit begegnest – als Weg nach innen, um außen neue Schritte zu wagen.

Und wenn du dich fragst, ob du gerade visualisierst oder eher flüchtest: Dein Körper gibt dir die Antwort. Wenn er weicher wird, ruhiger, präsenter – dann bist du auf dem richtigen Weg.

Probiere es doch einfach mal aus. Und lass es mich in den Kommentaren wissen, welche Erfahrungen du machen konntest. Gerne auch mit den beiden Phantasiereisen von mir, die du hier erhalten kannst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert